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Typen von Standards

Es gibt verschiedene Typen von Standards, die sehr gut in der Handreichung Standards und Empfehlungen zur Umsetzung digitaler Weiterbildungsplattformen in der beruflichen Bildung : ein Dossier im Rahmen des INVITE-Wettbewerbs beschrieben werden und an deren Einordnung sich hier orientiert wurde:

  • Gesetz / Verordnung
    • Beispiel: Bundestag oder EU
    • Merkmale
      • staatlich autorisiert
      • durchlaufen einen formalisierten Prozess
      • breite öffentliche Beteiligung im Prozess
      • hohe Verbindlichkeit (de jure oder de facto)
    • Definition:
      • Gesetze und Verordnungen schreiben verbindlich vor, wie ein bestimmter Bereich zu regeln ist. Im Gegensatz zu Verordnungen durchlaufen Gesetze ein formelles Gesetzgebungsverfahren. Auf EU-Ebene gibt es zwei Formen von Gesetzen: Die EU-Verordnungen und Richtlinien. Verordnungen sind verbindliche Rechtsakte, die alle EU-Länder in vollem Umfang umsetzen müssen. Im Gegensatz zu EU-Verordnungen sind EU-Richtlinien nicht unmittelbar wirksam und verbindlich, sondern sie müssen durch nationale Rechtsakte umgesetzt werden, um wirksam zu werden.
  • Norm
    • Beispiel: DIN, European Commitee for Standardization (CEN), ISO
    • Merkmale:
    • Definition:
      • Eine Norm ist ein öffentlich einsehbares Dokument, welches Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren festlegt. Die Norm schafft somit Klarheit über deren Eigenschaften und Transparenz zwischen allen Parteien, die sich an eine Norm halten.
      • Normen und Spezifikationen werden im Rahmen eines institutionellen Standardisierungsprozesses entwickelt. Den Ausgangspunkt einer Norm bildet ein sogenannter Normungsantrag, den jede Person stellen kann. Anschließend wird der Bedarf in der entsprechenden Branche geprüft. Bei einer positiven Prüfung wird anschließend innerhalb eines Ausschusses mit beteiligten Interessensgruppen im Konsensprinzip die Norm entwickelt. Der entstandene Entwurf wird anschließend der Öffentlichkeit zur Kommentierung vorgelegt und nochmal überarbeitet. Alle fünf Jahre wird die Norm anschließend überprüft.
  • Spezifikation
    • Merkmale:
      • staatlich autorisiert (da durch Normungsinstitut)
      • formalisierter Prozess
    • Definition:
      • Eine Spezifikation wird ähnlich einer Norm erstellt, jedoch ist der Prozess kürzer, benötigt weniger Abstimmung und es ist kein Konsens zwischen den Beteiligten nötig. Das Ziel ist die schnelle Entwicklung einer Lösung, um Innovationen an den Markt zu bringen. Die Spezifikation kann später Grundlage einer Norm sein.
  • Gremienstandard (IMS, IEEE, W3C)
    • Institutionen: W3C, 1EdTech, IEEE, DCMI, DINI-AG-KIM
    • Merkmale:
      • formalisierter Prozess
      • Beteiligung der Öffentlichkeit
    • Definition:
      • Gremienstandards werden in nicht-staatlich autorisierten Institutionen entwickelt. Diese Gremien geben sich jedoch in der Regel selbst formalisierte Prozesse, in denen die Entwicklung eines Standards geregelt wird. Die Mitarbeit in diesen Gremien ist unterschiedlich geregelt. Einige fordern Mitgliedsbeiträge, um bei der Entwicklung mitwirken zu dürfen (e.g. 1EdTech, IEEE), andere sind für alle Interessierten offen (e.g. DCMI, W3C). Standards des IEEE müssen bisweilen auch käuflich erworben werden, während andere Standards nach der Veröffentlichung frei zugänglich sind (1EdTech, W3C). Gremienstandards können auch als Grundlage einer späteren Norm dienen, wie beispielsweise WCAG.
  • Industriestandard
    • Beispiele für Industriestandards: PDF, DVD...
    • Merkmale:
      • Verbindlichkeit (bei Einigung mehrerer Hersteller)
    • Definition:
      • Bei Industriestandards handelt es sich Standards, die durch die Einigung mehrerer Hersteller entstehen. Diese Standards können später in Gremien oder auch bei Normungsinstituten als Grundlage für weitere Standardisierugnsbestrebungen dienen.
  • Herstellerstandard
    • Beispiele: MacOS oder Windows als Betriebssysteme, Apples Lightning
    • Merkmale:
      • Verbindlichkeit bei entsprechender Marktmacht eines Unternehmens
    • Definition:
      • Im Gegensatz zu Industriestandards werden Herstellerstandards nur durch einen Hersteller gesetzt. Sie erhalten Ihre Geltung durch die Marktmacht und den Einfluss des Herstellers.
  • Leitlinien, Checklisten und Empfehlungen
    • Definition:
      • Dort wo keine Standards vorliegen, werden bisweilen Leitlinien, Checklisten oder Empfehlungen beschrieben.