6. Vernetzte Redaktionen und Organisationen

6. Vernetzte Redaktionen und Organisationen

Der Abschnitt skizziert ein Konzept, wie in einem Netzwerk von Bildungsorganisationen, Verbänden, Instituten, Verlagen und anderen Orten Inhalte entstehen, veröffentlicht oder geteilt werden, kuratiert und geordnet werden.

1. Vision

Stell dir vor...

Stell dir vor...

...du kannst als Lernende*r das gesamte Wissen aus dem Internet und Bibliotheken nutzen – ohne langes Suchen, ohne dir Sorgen um die Richtigkeit zu machen und ohne mit technischen Problemen kämpfen zu müssen.

...dass in deinem aktuellen digitalen Lehrbuchkapitel über Nacht eine halbe Seite rot markiert wird, weil eine neue wissenschaftliche Erkenntnis eine alte Lehrmeinung in Frage stellt. Die Markierung führt zu einem für deine Vorkenntnisse angepassten Artikel. Hier fasst dir eine Künstliche Intelligenz die neue wissenschaftliche Erkenntnis passend zu deinen Vorkenntnissen und medialen Vorlieben zusammen. Denn noch keine Lehrkraft oder Autor*innen hatten Zeit, dein Lehrbuchkapitel zu überarbeiten. Du findest das spannend und möchtest später über Updates informiert werden, beispielsweise, wenn eine Lehrende oder Autor*in das Lehrbuchkapitel überarbeitet. Also klickst du auf die angebotene Funktion "halte mich auf dem Laufenden".

...wie eine Künstliche Intelligenz neue via Peerreview gesicherte Wissenschaftserkenntnisse aus seriöser Quelle gefunden und einer Fachredaktion Beispiele für möglicherweise aktualisierungsbedürftige Lerninhalte vorgelegt hat, um den Lehrbuchinhalt im vorherigen Beispiel rot zu markieren. Die Fachredaktion hat viele der Beispiele bestätigt und so die KI angelernt, weitere Beispiele selbst sehr treffsicher zu finden und rot zu markieren. Die Autor*innen der Inhalte werden informiert, soweit sie das wünschen. Ihnen werden passende Textpassagen und Medien vorgeschlagen, und so macht das Update der eigenen Lehrmaterialien und der vielen binnendifferenzierten Varianten kaum Arbeit.

...du arbeitest dich als Arbeitnehmer*in in ein neues Gebiet ein und brauchst einen Überblick über Teilgebiete und eine Empfehlung, was du für deine beruflichen Ziele in welcher Tiefe erlernen solltest. Eine Künstliche Intelligenz stellt deine individuelle Lern-Wissenslandkarte zusammen und schätzt mutmaßliche Lese- und Lerndauern ab. Anschließend erhältst du

  • Empfehlungen für Lerngruppen, die zu dir passen

  • Kurs- und Coaching-Angebote, die auf deine Vorlieben zugeschnitten sind oder

  • passene Selbstlern-Materialien, die dich Schritt für Schritt führen oder dich neugierig die angebotene Wissenslandschaft entdecken lassen

...du schreibst als Lehrende an einem Arbeitsblatt für die morgige Unterrichtsstunde. Ein automatischer Assistent erkennt, dass du dabei bist, dir unnötige Arbeit zu machen. Er schlägt dir ähnliche Arbeitsblätter unter Freier Lizenz (OER) vor oder versorgt dich beim Schreiben mit passenden Textbassagen und Bildmaterial.

...du hast ein Arbeitsblatt für deine morgige Schulstunde erstellt oder ein vorhandenes ausgewählt. Dein automatischer Assistent erkennt, dass du in besagter Klasse Kinder mit besonderen Lernbedürfnissen hast und schlägt dir alternative Arbeitsblätter oder Anpassungen vor, die wissenschaftlich fundiert für diese Zielgruppen Mehrwerte bieten.

...du schreibst als Wissenschaftler*in an einer Publikation und nutzt dabei deine Literaturverwaltung. Alle wissenschaftlich überholten Literaturreferenzen und Informationen werden automatisch markiert. Alle Publikationen werden in Aussagen heruntergebrochen, die wahr oder falsch sind oder nur unter bestimmten Bedingungen gelten. Referenzketten werden bis zu den jeweiligen Rohdaten und Auswertungsergebnissen sowie deren Peerreviews heruntergebrochen.

 

Ist das Utopie - oder was ist dafür nötig?

Ist das Utopie - oder was ist dafür nötig?

Internet und Technik machen große Fortschritte und es entstehen Organisationen und Lösungen, die solche Herausforderungen, wie sie oben beschrieben wurden, systematisch angehen und untereinander vernetzt werden können und müssen.
Auf dieser Seite beleuchten wir, welche Akteur*innen nötig sind, um in so einem Netzwerk zu systematisieren und zu kuratieren. Wir denken, dass solche Redaktionen zunehmend Maschinen (z.B. Künstliche Intelligenz) anlernen und kontrollieren, aber in ersten Phasen nötige Prozesse erarbeiten und selbst betreiben müssen, damit dieser Anlernprozess gelingt.

Dafür ist nötig, dass…

  • alle Beteiligten brauchen Internetanschluss - ja, auch Schulen und Nutzende auf dem Land.

  • alle Bildungs- und Wissensinhalte müssen digital vorliegen, möglichst in standardisierten offenen Formaten.

  • Bildungs- und Wissensinhalte brauchen Metadaten.
    (Diese können immer besser automatisch generiert werden. Aber aktuell braucht es oft noch Redaktionen.)

  • Qualitäts- und andere Eigenschaften (Metadaten) müssen standardisiert oder homogenisiert werden.
    (Aktuell sind wir noch in einer Phase, wo verschiedene Qualitätsmetriken entstehen und die Vielfalt zu Erkenntnissen führt. Wir wissen noch nicht, wie man "Sachrichtig" auszeichnet und ein "sachrichtiges" Dokument für den Schulbereich kann für Wissenschaftler*innen grobfahrlässig vereinfacht sein. Wie zeichnet man das aus? Zielgruppenadaptive Metadaten? Wer erstellt diese bzw. lernt Künstliche Intelligenz an, dies zu tun?)

  • Metadaten müssen maschinenlesbar als offene Daten auf standardiserten / homogenisierten Schnittstellen angeboten werden.
    (Metadaten entstehen auch durch Nutzung. Wird ein Inhalt in einer Lernplattform für eine 8. Klasse Physik eingesetzt, ist dies ein wertvolles Metadatum für "Fachgebiet", "Zielgruppe", "Alterstufe", gegebenenfalls "Lehrplanthema / Curriculare Zuordnung". Also sollten Metadaten nicht nur für die Inhalte-Suchfunktion der Lernplattform bereitgestellt werden, sondern die Verwendungsinformationen sollten zurück an Metaaggregierende Knoten im Netzwerk gemeldet werden.)

  • Kompetenzen, Berufs- und Kompetenzprofile, Curriculare Strukturen z.B. Lehrpläne müssen maschinenlesbar und systematisch sein.
    (Bestehende Kompetenzdatenbanken, wie ESCO sind noch unvollständig und teilweise veraltet; sie entwickeln sich weiter. Es braucht in einem Netzwerk von unterschiedlichen Akteur*innen und Interessen systematisierte, gemeinschaftliche Arbeit an möglichst EINEM Datenraum.)

  • redaktionelle oder andere ordnende Kräfte müssen Ordnung in solch ein Netzwerk bringen.
    (Oft erschließen mehrere Redaktionsknoten, wie z.B. WirLernenOnline und Mundo Inhalte. Diese sollten sich kennen und ihre Ergebnisse abgleichen. Sie sollten gemeinsame Netzwerk-Regularien vereinbaren. Ein Beispiel: Materialien sollten eindeutige Kennzeichnung ähnlich einer ISBN erhalten, damit die Metadaten, die in verschiedenen Knoten des Netzwerks zu diesem Inhalt gesammelt werden, zusammengeführt werden können. Dafür braucht es Netzwerkregularien, wie solche einheitlichen Kennzeichnungen vergeben und abgeglichen werden, wie Doubletten erkannt und gemerged werden.)

  • regionale oder zielgruppenspezifische Redaktions- und Supportstrukturen - Erfahrungswerte systematisch sammeln und in geeignete mehrwertige Strukturen überführen.
    (Bildungsmaterialien entstehen zunehmend bei Nutzenden, z.B. Lehrenden und Lernenden. Diese sind immer noch oft unerfahren im Umgang mit Urheberrecht, Lizenzierung aber je nach Vorbildung auch mit didaktischen, inhaltlichen oder anderen Aspekten. Das Angebot für die eigene Zielgruppe zu ordnen oder anzupassen aber auch die Bedarfe der eigenen Zielgruppe systematisch zu erfassen und in Netzwerkstrukturen zu überführen, das sollten lokale oder zielgruppenspezifische Redaktions- und Supportstrukturen für ein größeres Netzwerk leisten.
    Diese Strukturen können auch Community-Building-Aufgaben übernehmen und Nutzende zu aktiven Mitwirkenden machen.)

  • fachliche oder berufsspezifische Redaktions- und Supportstrukturen
    (Verschiedene Akteur*innen, wie Fach- und Berufsgesellschaften aber auch öffentliche und andere zentrale Institutionen brauchen entsprechende Redaktionswerkzeuge und Wissenstransfer in Bezug auf digitale Kompetenzen, Lehrpläne und andere Ordnungsstrukturen. Fach- und Berufsgesellschaften, Verbraucher- oder andere Verbände könnten so in einer 2. Phase Betriebe, Anbieter*innen und andere Akteur*innen betreuen und an ein Bildungs- und Wissensnetzwerk anschließen. So könnten Betriebe ihren Personalbedarf künftig entsprechend üblicher Kompetenz- und Berufsprofile veröffentlichen. Regierungen und Vermittler*innen können Bedarfe systematisch zusammenfassen und Ausbildungs- oder Vermittlungsangebote entsprechend skalieren und Bewerber*innen könnten sich gezielt nach aktuellen oder zu erwartenden Bedarfen weiterbilden.)

 

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Work in Progress

Mitwirkende an dieser Seite:

2. Ist-Stand


2.1. Herausforderungen

Es gilt Herausforderungen zu lösen, die neu entstehenden (digitalen) Bildungsnetzwerken bekannt sind und berücksichtigt werden müssen:

  • Bildungsinhalte werden im föderalistischen System bundeslandspezifisch verwaltet. Jedes Bundesland entscheidet für sich, welche Inhalte es aufnimmt. Datenstandards sorgen dafür, dass Inhalte in Bundesländern aufgenommen werden können.

  • Maschinenlesbare Kompetenzprofile sind entscheidet dafür, Inhalte als Bildungsakteur*in zu finden und zuzuordnen zu können.

  • Standardisierte Datenbanken zu Aus- und Fortbildungsangeboten sind erforderlich, um den Transfer von Inhalten in weitere digitale Plattformen zu schaffen.

  • Verschlagwortung von Bildungsmaterialien sind notwendig, sodass Länder und Bildungseinrichtungen sie zu Lehr- und Bildungsplänen zuordnen können.

  • Einfache Nachnutzbarkeit digitaler Bildungsmaterialien (OER-Lizensierung)

  • Aktivitäten, wie “Mein Bildungsraum” (BMBF), OZG u.a. bereiten ein digitales Netzwerk vor, wo Daten und Inhalte in entsprechender Form angeboten werden können.

2.2 Vorarbeiten und Pioniere