2.1. Community-basiert Sammeln und Kuratieren
2.1.a. Motivation, Gesamtziel
Ziel dieser Konzeptseite ist es den Beitrag von Community-Redaktionen zu schärfen und Anforderungen an Softwarewerkzeuge dafür zu formulieren.
Community-basierte Redaktion(en) meint die Kooperation zwischen allen Akteur*innen, die seit Beginn der OER-Bewegung zunehmend auf Augenhöhe miteinander arbeiten. So zusammengesetzte Fachredaktionen können besser als klassische Kuratierungsstellen didaktische Innovationen gestalten. Die Redakteur*innen sind Teil der kreativen Lehrendenschaft, arbeiten aus Engagement in den Fachredaktionen, transportieren die Innovationen in ihre Fachkreise und können sie im eigenen Unterricht erproben, bevor sie als "Empfehlungen der Redaktion" online gehen. Wir erachten es als wichtig, redaktionelle Akteur*innen zu vernetzen und Konzepte zum gemeinsamen Sammeln und Kuratieren von Bildungsinhalten, die zunehmend user-generated sind, zu entwerfen und zu etablieren.
“Innovation ist der Schlüssel gesellschaftlicher Herausforderungen, für ein wandlungsfähiges und leistungsfähiges Bildungssystem und für eine starke und widerstandsfähige Volkswirtschaft” [BMBF21]. Innovationen in der Bildung entstehen zwischen Lehrenden und Lernenden. Neue Ideen für die Gestaltung einer Weiterbildung, Schulstunde oder eines Hochschulseminars werden ausprobiert, sukzessive optimiert und entwickeln sich letztlich zu neuen Lehr- oder Lernszenarien. Parallel entstehen neuartige Lehr- und Lerninhalte i.d.R. zuerst als “user-generated content”.
Für user-generated oder OER-Lehr-/Lernszenarien, -Methoden und -Materialien fehlt unserer Gesellschaft ein Äquivalent zum traditionellen Bibliotheks- und Verlagssystem – idealerweise im Wandel und in Ergänzung bestehender Strukturen. Damit Wissen frei zugänglich wird, haben wir für wissenschaftliche Publikationen Open-Access-Lösungen geschaffen und Finanzierungs- und Geschäftsmodelle umgekehrt.
Wie “befreien” wir im Bildungsbereich gute nutzergenerierte Ideen und Good Practices aus ihren Plattformen, sammeln sie thematisch oder nach Kompetenzen sortiert und strukturiert?
Wie ermöglichen und unterstützen wir Kooperationen an diesen Bildungsinhalten? Wie bringen wird die Akteur*innen, die ihr Fachgebiet kennen, zusammen und gestalten Prozesse, die zu Qualität führen?
Und wie gestalten wir neuartige Kuratierungsmöglichkeiten, die einerseits moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz nutzen und andererseits in der Gesellschaft vorhandene Kräfte bündeln?
Welche bisherigen Akteure können hier mitgestalten?
Die WirLernenOnline-Redaktion hat in der Notlage der Corona-Pandemie neue community-basierte Ansätze erarbeitet. Diese funktionieren für Teilaufgaben sehr gut. Für andere gesellschaftliche Teilaufgaben braucht es bestehende, erneuerte oder kooperativ neu kombinerte Lösungen.
1.1.b. Vorarbeiten, Ist-Stand
Im JOINTLY Projekt (2016-21) wurden OER-förderliche Redaktionsstrukturen gemeinsam mit der Informationsstelle OER erprobt (Softwarebasis: Wordpress und edu-sharing). Im WirLernenOnline-Projekt wurden als Corona-Nothilfe für Schulen rasant Inhaltequellen und Webseiten maschinell erschlossen. Die Quelle wurde vor Erschließung von Fachredaktionen geprüft, wie auch die anschließend stichprobenartig maschinell erschlossenen Rohdatensätze.
Dabei gaben die Redakteur*innen Feedback zu möglicherweise systematischen Fehlern der maschinellen Methoden. Diese wurden anschließend verbessert.
Community-basierte Redaktionen lernen außerdem Maschinen der Künstlichen Intelligenz an. Sie erstellen korrekte Metadatensätze, indem sie eine Art bibliothekarische Karteikarten der digitalen Medien ausfüllen. Mit diesen Metadatensätze lernen neuronale Netze anhand "guter Beispiele" wie sie künftig als ähnlich erkannte Objekte einsortieren sollen:
Inzwischen hat es sich etabliert, dass alle Inhalte bei WLO durch maschinelle Checks bewertet werden. Beispielsweise wird eine automatische Datenschutzprüfung vorgenommen. Diese Informationen werden den Fachredaktionen als Hilfestellungen vorgelegt. Künftige Projektphasen sollen dazu führen, dass Maschinen (Künstliche Intelligenz) diese Prüfungen automatisch vornehmen und entsprechende Qualitätsmetadaten automatisch setzen kann. Die Kriterien für solche Qualitätsprüfungen werden mit Autoritäten in den Bundesländern besprochen bspw. Datenschutzbeauftragten.
Mit dem Digital Learning Lab wurden Innovationspotentiale zu Mustervorlagen von Lernszenarien konzipiert und prototypisiert. Die Idee: Pädagogische Ablaufmuster sollten künftig in abstrakte Ablaufstrukturen abgebildet werden. Ähnlich wie Legosteine, könnten diese Muster die Wiederverwendbarkeit von OER fördern.
Solche pädagogischen Ablaufmuster könnten künftig aus verschiedenen Atomen (als den kleinsten Bausteinen) bestehen. Solch ein Atom, wie "kooperative textbasierte Gruppenarbeit", könnte in der lokalen Bildungscloud-Infrastruktur – ähnlich einem Magnet – nach passenden Tools suchen, mit denen Lernende datenschutzkonform kooperativ Textinhalte erstellen können (bspw. Etherpad, oder Online-Office-Anwendungen). Ein Ablaufblock "Einführende überblicksartige Wissensvermittlung einer Lehrenden" könnte später wie ein Magnet über eine Bildungssuchmaschine gehalten werden. Je nach dem wie dieser Magnet durch bisherige thematische Suchbegriffe "polarisiert" wurde, findet er passende thematische Einführungsvideos oder Foliensätze, die die Lehrenden nutzen können.
Fachredaktionen können ihr methodisches Wissen sehr schnell in die Bildungspraxis übertragen, weil sie aus selbiger stammen. In aktuellen und künftigen Projektphasen und Weiterentwicklungen sind Kooperationsmodelle zwischen klassischen Kuratierungs- und Sortierungsstellen mit neuen community-basierten Ansätzen zu finden – man wird weiter voneinander lernen.
<< Zurück zur Startseite / Gesamtinhaltsverzeichnis
Inhalt dieser Seite
Auf dieser Seite wird ein Redaktionskonzept beschrieben, welches die Ressourcen bestehender redaktioneller Akteure mit Community-Ressourcen, wie sie WirLernenOnline erschließt, kombiniert. Das Konzept entsteht sukzessive bis zum Ende der WLO-Konzeptphase am 30.6.2022
Mitwirkende an dieser Seite:
Recherche Kompetenzen
Die Größe und Gemeinschaftlichkeit der Aufgabe wird an folgendem Beispiel transparent.
Die 2. Marktübersicht unterstützt Metadaten- und Bildungs-Akteur*innen zum Thema digitalisierter Lehrpläne und Kompetenzschemata. Zusammengetragen wurden Standards, Lösungsansätze und Akteure zum Thema digitale Abbildung von Kompetenzen und Curricula im nationalen und internationalen Bereich. Die Übersicht wurde aktuellen einschlägigen Arbeitskreisen und Projekten zugearbeitet, z.B. Akteuren in der DINI AG Curricula. Mit internationalen Akteur*innen wurden Interviews geführt.
Expert*innen fordern, dass Bildungsinhalte mit Zuordnungen zu Lehrplänen, anderen Curricula bzw. Kompetenzen “verschlagwortet” werden sollen. Dadurch wird die Auffindbarkeit verbessert. Lehrende und Lernende könnten so Lerninhalte passend zu ihren Vorkenntnissen und aktuellen Lernzielen finden bzw. vorgeschlagen bekommen. Dies setzt voraus, dass Lehrpläne und Kompetenzraster in digitaler Form zum Verschlagworten zur Verfügung stehen. Hier besteht Handlungsbedarf, den die Marktübersicht für Expert*innen transparent macht.
Lehrpläne im Schulbereich liegen heute noch nicht flächendeckend in digitaler Form vor. Zudem verursacht das deutsche föderalistische System erhebliche Mehraufwände. Lehrpläne von Bundesländern müssten aufeinander gemappt werden oder Inhalte müssen je Bundesland verschlagwortet werden. Die Ressourcen, die je Bundesland Inhalte verschlagworten stehen dieser Herausforderung in keinem gesunden Verhältnis gegenüber. Maschinelle KI-basierte Methoden benötigen Lerndatensätze, die ungenügend vorhanden sind und digital lesbare Lehrpläne voraussetzen.
Im Berufsbildenden Bereich scheint ESCO eine gemeinsam ausbaubare Lösungsoption. ESCO (European Skills, Competences, Qualifications and Occupations) ist eine mehrsprachige Klassifikation, die Fähigkeiten, Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe identifiziert und kategorisiert, die für den EU-Arbeitsmarkt und die Bildung relevant sind und wird seit 2010 von der Europäischen Kommission entwickelt.
Die Herausforderung einer Weiterentwicklung einer solchen Lösung wird am Beispiel unten gezeigter Bildschirmaufnahme deutlich. Sie zeigt einen ESCO-Datensatz, der für das Organisieren von Projekttreffen die Fähigkeit des Einrichtens einer Telefonkonferenz fordert, während zeitgemäße, inspirierende und zielführende Projekttreffen eher das Planen und Moderieren interaktiver digitaler Formate erfordern würde. Solch eine (z.B. Brainstorming oder Entscheidungsfindung in Online-Boards). Künftige vernetzte redaktionelle Lösungen sollten eine Kooperation zwischen vielen Akteuren z.B. Fach- und Berufsgesellschaften oder Vorrreiter*innen zu digitalen Lern- und Arbeitsformaten ermöglichen, um ein Aktuellhalten von Kompetenzdatenbanken sicherzustellen und Innovationen in der Berufswelt voran zu treiben.
Mit der Aggregation der Inhalte in einer Plattform entstehen Herausforderungen, die innovative und kreative Ansätze erfordern, um ein möglichst optimales Arbeiten der Kurator*innen und auch der Endnutzer*innen zu ermöglichen. Schon allein die hohe Anzahl an Inhalten, stellt den Nutzer vor die Herausforderung, die relevanten Inhalte zu identifizieren und zu organisieren, um das eigene Informationsbedürfnis ausreichend zu befriedigen. Hierbei ist es notwendig, dass die Plattform Methoden bereitstellt, um den Nutzer bei der Beurteilung der Relevanz der Inhalte bestmöglich zu unterstützen und den Aufwand dafür zu verringern.
Die Ergebnisse der Kompetenzrecherche gingen in der DINI AG Curicula ein.